Soziale Medien sind zentrale Orte der politischen Kommunikation. Aber wie sieht die Kommunikation der Parteien dort konkret aus und wen und wie viele erreichen sie mit ihren Inhalten?
 
  Von Likes zu Stimmen? Am 11.03.2025 stellte Prof. Roland Verwiebe die Ergebnisse der Studie zum TikTok-Wahlmonitor für die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im Herbst 2024 bei uns vor. Gemeinsam haben wir die Ergebnisse besprochen und Ursachen sowie Folgen diskutiert. Im Mittelpunkt standen Fragen wie: Wie kommunizieren Parteien auf TikTok, wen erreichen sie damit und mit welcher Reichweite?
„Es ist Zeit, dass die demokratischen Parteien aufwachen und zwei Dinge tun. Sie sollen bessere Politik machen, da fängt es wohl an. Zweitens sollten sie die Verschiebung hin zu Social Media nicht länger ignorieren.“
„Und diese Nichtregulierung der digitalen Plattformen ist tatsächlich, glaube ich, ein fundamentales Problem, weil wir nicht mal wissen, wie die Algorithmen funktionieren.“
Prof. Roland Verwiebe spricht darüber, wie politische Kommunikation in sozialen Medien, besonders auf TikTok, funktioniert. Er erklärt, welche Formate und Erzählweisen dort wirken, welche Rolle der Algorithmus spielt und wie Parteien ihre Inhalte aufbereiten.
Zu Gast ist: Prof. Roland Verwiebe, Leiter des Lehrstuhls für Sozialstrukturanalyse und soziale Ungleichheit an der Universität Potsdam
Meinungsbilder des Abends
-  TikTok ist kurz, schnell und visuell. Die Plattform wächst stark und bestimmt, wie politische Inhalte klingen und aussehen.
 
- Vor allem Erstwählende werden erreicht; klassische Medien sind für sie weniger wichtig.
 
- Laut Studie war die AfD bei Erstwählenden auf TikTok sichtbarer und erfolgreicher als andere Parteien.
 
- Die Parteien unterscheiden sich stark in Aktivität, Erfahrung mit Formaten und Häufigkeit der Posts.
 
- Kurze, zugespitzte Formate in sozialen Medien machen Inhalte simpel und emotional. Das fördert Spaltung und sachliche Argumente haben es gegen Unterhaltung schwer.
Fragen aus dem Publikum
„Welche Folgen hat die ungleiche Sichtbarkeit für die Demokratie? Braucht es Maßnahmen und wer muss handeln?“
Social Media verändert politische Kommunikation grundlegend. Digitale Schlüsseltechnologien sind nicht ausreichend eingehegt. Transparenz und Regulierung sind nötig, etwa die Offenlegung der Funktionsweisen. Ohne Gegenmaßnahmen dominieren wenige globale Plattformen. Ob die Politik das durchsetzt, ist offen.
„In kurzen Social-Media-Schnipseln müssen doch alle Parteien populistisch sein. Das ständige ‘Die sind populistisch’ ist sinnlos. Wie sehen Sie das?“
Zuspitzung und Verkürzung sind erforderlich, sonst erreicht man niemanden. Viele demokratische Parteien haben das zu lange abgelehnt. Es gibt dennoch inhaltliche Unterschiede zwischen den Parteien. Social Media begünstigt Vereinfachung, Inhalte bleiben aber entscheidend.
„Können Sie etwas zu den Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der AfD sagen? Sie sprachen von etwa 200. Woher kommen die?“
Wir sehen rund 200 Accounts, die mehrfach pro Woche Inhalte produzieren, mit erheblichem Aufwand. Häufige Muster sind persönliche Kultkanäle und das Wiederaufbereiten von News. Im Beobachtungszeitraum entfielen grob zwei Drittel der Sichtbarkeit auf pro-AfD-Inhalte und ein Drittel auf kritische.
Als Mitglied des Teams des Potsdamer Social Media Monitors hat er gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Sichtbarkeit von Parteien in sozialen Medien untersucht.
BLPB, Oktober 2025
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