
Sonderausgabe der Zentralen für politische Bildung, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2024, 255 Seiten
In ihrem Sachbuch „Die kurze Stunde der Frauen“ beleuchtet die Journalistin und Historikerin Miriam Gebhardt das Lebensgefühl deutscher Frauen in der Nachkriegszeit. Anhand zahlreicher Tagebücher, Briefe und Erinnerungen lässt sie die Frauen selbst zu Wort kommen und zeigt, wie sie nach dem Krieg kurzfristig neue Freiheiten und Verantwortungen übernahmen, aber bald wieder in traditionelle Muster zurückgedrängt wurden. Besonders eindrucksvoll schildert Gebhardt die widersprüchlichen Rollenbilder und macht deutlich, wie sehr diese Erfahrungen gesellschaftliche Entwicklungen bis heute prägen. Ein zentrales Beispiel ist die Entstehung des Grundgesetzes 1948, bei der vier Frauen – darunter Elisabeth Selbert – maßgeblich dafür kämpften, dass die Gleichberechtigung von Männern und Frauen verankert wurde. Dennoch blieben Frauen im Alltag noch lange benachteiligt und dem Mann rechtlich untergeordnet. Gebhardt hinterfragt kritisch Mythen wie das Bild der Trümmerfrauen und zeigt, dass die tatsächliche Gleichstellung von Frauen ein bis heute andauernder Prozess ist.
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