Die Losung des „Prager Frühling“ im Jahre 1968 in der damaligen CSSR lautete „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Sie bezeichnete einen historischen Vorgang, der zu den wichtigsten Reformversuchen im kommunistischen Machtbereich gehörte. Angetrieben wurden die Reformer um Alexander Dubcek von dem Wunsch, den Sozialismus und die Macht der kommunistischen Partei – allerdings einer gründlich reformierten – in der CSSR wieder zu stärken. Der Versuch, das sozialistische System von innen heraus zu reformieren, war in vielem widersprüchlich. Die Reformkommunisten des Jahres 1968 waren zur Zusammenarbeit mit den Konservativen gezwungen, welche die stalinistischen Strukturen konservieren wollten; sie mussten aber gleichzeitig auf Forderungen nach radikaleren Reformen aus der Bevölkerung und auf die Forderungen
der reformfeindlichen sozialistischen Verbündeten eingehen. Aber schon am 21. August 1968 wurden die Hoffnungen vieler Menschen in der CSSR – darüber hinaus in den Ländern des sowjetischen Machtbereichs – durch den Einmarsch der Truppen von fünf Warschauer Paktstaaten zerstört. Diese wollten die in ihren Augen konterrevolutionäre Politik des „Prager Frühling“ beenden. Die Intervention wurde als „brüderliche Hilfe“ deklariert, ohne dass ein einflussreicher Politiker darum ersucht hätte. In der CSSR setzte mit dem Einmarsch ein spontaner Volkswiderstand ein, der gewaltlos war. Nachdem der Widerstand gebrochen war, entwickelte sich eine Periode der politischen Eiszeit – „Normalisierung“ genannt.Der „Prager Frühling“ war nicht nur eine Sache der herrschenden kommunistischen Elite, die ihn begonnen und geprägt hat. Er wurde von einer Volksbewegung getragen und muss daher in eine Reihe mit den Aufständen und Bewegungen gegen die realsozialistischen Diktaturen in Ostmitteleuropa gestellt werden.
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