"Die heilige Gaby des SVKE"

je 2 Std. Aufführung am 17./18. und 19. April

Theateraufführungen und Diskurs

-

Die Inszenierung ist ein unterhaltsamer, bunter und dabei keineswegs unkritischer Parforceritt durch die Geschichte der DDR und der Wendezeit. Aufbruchstimmung, Unrechtsbewusstsein, Enttäuschung, Umweltfragen stehen neben Neuanfang und Selbstbestimmung. Dokumentarisches Material kreuzt sich mit fiktiver Erzählung.

Im Mittelpunkt stehen immer die persönlichen Geschichten, die mit ihren sehr unterschiedlichen Perspektiven kaleidoskopartig diese ganz besondere Zeit im Leben der Menschen beleuchten. Musikalisch schwenkt das Stück vom DDR Schlager über das Pionier- und Parteilied zum Rock, Punk und Pop.

Begleitend wird eine Ausstellung zur Geschichte der fleischproduzierenden Industrie von Eberswalde gezeigt. Es besteht die Möglichkeit in Umfeld und direkt nach den Aufführungen ins Gespräch zu kommen.

Zum Theaterstück:

Eins der Markenzeichen der Stadt Eberswalde ist bis heute das Eberswalder Würstchen, welches in der DDR im Schlacht- und Verarbeitungskombinat Eberswalde (SVKE) produziert wurde.

Die Fleischproduktion prägte neben dem Maschinenbau die Stadtstruktur Eberswaldes. Insgesamt 6.000 Menschen arbeiteten im industriellen Agrarkomplex, der gleich nach 1990 fast vollständig eingestellt wurde. Mit einem Bestand von 190.000 Schweinen war das Schweinezucht- und Mastkombinat Eberswalde (SZME) einer der größten Mastbetriebe Europas. Arbeitskräfte aus der gesamten DDR wurden angeworben. Große Neubauviertel wurden gebaut. Polikliniken, Kindergärten, Schulen, Kaufhallen und gastronomische Einrichtungen ein Kulturhaus als quasi Nachbau des Palastes der Republik und eine große Sport- und Schwimmhalle ließen die Eberswalder_innen seit Ende der 60er Jahre den Aufschwung spüren.

25 Jahre nach der Wende haben wir mit dem dokumentarischen Musiktheater "Die heilige Gaby des SVKE" stellvertretend anhand der Geschichte des SVKE den Übergang von der DDR zur BRD, vom real existierenden Sozialismus zum Kapitalismus nachgezeichnet: Im Gegensatz zu den politisch-wirtschaftlichen Interessen, die zu den Entscheidungen der Wendezeit führten, geht es hier ausdrücklich um persönliche Geschichten des Übergangs, um Biographien und um Brüche in Biographien aus Sicht der 1. und der 2. Generation.

Die 1. Generation hat ab der zweiten Hälfte der 60er Jahre die Betriebe aufgebaut und/oder dort gearbeitet. Einige arbeiten noch heute in der aktuellen Wurstfabrik mit etwa 200 Angestellten. Die 2. Generation war zur Wende gerade an der Schwelle von der Kindheit zur Jugend. Die DDR kennt sie nur von den Pionieren und aus Erzählungen. Dauerhaft an einen Betrieb gebunden zu sein, ist ihnen unbekannt. Viele sind prekär beschäftigt.

Vertreter_innen dieser 2. Generation haben sich auf dem Gelände eines ehemaligen KZ-Außenlagers in Eberswalde einen Treffpunkt der Punk-Jugendkultur aufgebaut: das Exil. Mit den dort verkehrenden Vertreter_innen der Punkrockszene wurde im Jahr 2013 (mit dem Stück „Punk a Gonny! nach Brechts „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“) begonnen, professionell Theater zu spielen. An die Biographien dieser Menschen wurde mit "Die heilige Gaby des SVKE" angeknüpft. Sie selbst und Vertreter ihrer Elterngeneration bilden als Alltagsexperten das Ensemble für "Die heilige Gaby des SVKE". Gemeinsam mit den jüngsten Darsteller_innen im Team (die 3. Generation) haben wir eine Alterspanne von 8 bis 60 Jahren, womit eine generationsübergreifende Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte ermöglicht wird.
 

Bewertung
Noch keine Bewertungen vorhanden.

Neuen Kommentar hinzufügen

Eingeschränktes HTML

  • Erlaubte HTML-Tags: <a href hreflang> <em> <strong> <cite> <blockquote cite> <code> <ul type> <ol start type> <li> <dl> <dt> <dd> <h2 id> <h3 id> <h4 id> <h5 id> <h6 id>
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.