
Besucher im Judenhof Perleberg. Foto: Rainer Meißle, Judenhof Perleberg
„Das Vergangene“, so William Faulkner „ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen. Wir trennen es (lediglich) von uns ab und stellen uns fremd.“ Zum Abschluss der Ausstellung im Perleberger Judenhof treffen sich der Kunsthistoriker Norbert Eisold mit dem Bildhauer Wieland Schmiedel und Rainer Meißle vom Projekt Judenhof zu einem Gespräch über die spezielle Art des Erinnerns, um die es im Judenhof geht.
Das Projekt versteht sich als Gegenstück zur Helden-Geschichtsschreibung eines VVN-Mahnmals („Den Kämpfern für Frieden und Fortschritt“) bei dem es bekanntlich nicht um die jüdischen Opfer der NS-Zeit geht. Gleichzeitig soll der Judenhof keine Gedenkstätte für die in der NS-Zeit vertriebenen und ermordeten Perleberger Juden sein, denn er geht zurück auf die Gründungsphase der Stadt, das mittelalterliche Perleberg, als Juden und Christen als Nachbaren lebten - zumindest bis die Juden am Anfang des 16. Jahrhunderts erstmals aus Brandenburg vertrieben wurden.
Um welche Art des Erinnerns geht es hier? Zu beschönigen und zu verharmlosen ist an der deutsch-jüdischen Geschichte nun wirklich nichts. AfD-Propagandisten sind dabei, den Terror der Nazi-Zeit, die Millionen Toten zum „Fliegenschiss“ zu erklären. Viele hätten zu gerne wieder eine deutsche Geschichte, auf die man stolz sein kann.
Wie funktioniert also „richtiges“ Erinnern? Wieland Schmiedel hat sich damit in seiner Kunst seit vielen Jahren auseinander gesetzt. Der Kunsthistoriker Norbert Eisold versucht, dessen Arbeit zu erläutern. Rainer Meißle berichtet von der Entstehung des Projekts Judenhof. Es geht um das Entstehen der Judenfeindschaft. Aber werden heutige Judenhasser damit erreicht?
Nun gibt es, 70 Jahre nach Kriegsende, erstmals einen „Antisemitismus-Beauftragten“ in Deutschland. Diskutiert wird, ob Schüler zum Besuch ehemaliger KZ´s verpflichtet werden sollen. Dies zielt auf emotionale „Betroffenheit“, welche die junge Generation immer weniger nachvollziehen kann. Was kann, was soll das Projekt Judenhof dazu beitragen?
Im Anschluss an die Diskussion wird der Film „POL-LIN – Spuren der Erinnerung“ von Jolanta Dylewska gezeigt. Polnische Juden, die in die USA emigriert sind, besuchen in den 1930er Jahren ihre Verwandten in polnischen Schtetln. Einige von ihnen hatten eine Filmkamera dabei. Es sind einzigartige Dokumente der vernichteten Schtetl-Welt.
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