Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft

Diskussion

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Zwei Menschen streiten sich
© Gerd Altmann auf Pixabay CC0 1.0

Immer häufiger ist von einer „Spaltung der Gesellschaft“ die Rede. Aber wie weit liegen die Meinungen in der Bevölkerung wirklich auseinander? Und ist die Gesellschaft wirklich so zerstritten?

Steffen Mau ist diesen Fragen gemeinsam mit Thomas Lux und Linus Westheuser in einem Buch nachgegangen. Die Autoren kommen darin zu dem Schluss, dass das häufig gezeichnete Bild einer gespaltenen Gesellschaft nicht zutrifft. Stattdessen herrsche bei vielen großen Fragen einigermaßen Konsens. Sobald aber bestimmte Triggerpunkte berührt würden, verschärfe sich die Debatte schlagartig. 

Steffen Mau
© Marten Koerner/Suhrkamp Verlag

Gemeinsam mit Steffen Mau wollen wir uns betrachten, welche Triggerpunkte das sind und warum sich Konflikte bei bestimmten Themen verschärfen.

Gast: Steffen Mau, Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin

 

Wir machen darauf aufmerksam, dass während unserer Veranstaltungen gelegentlich Film-, Bild- und Tonaufnahmen angefertigt und gegebenenfalls veröffentlicht werden. Wenn Sie Einwände haben, kommen Sie bitte vor der Veranstaltung auf uns zu.  

 

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Kommentare

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"Mau stellte zunächst fest, dass unsere Gesellschaft gar nicht so weit auseinanderliege und die oft behauptete Spaltung so nicht existiere."

Was ist Gesellschaft für Mau?

Meine These zur "Gesellschaft" :
Gesellschaft ist jenes Kollektive, welches das Individuum zur Assimilation in die Gesellschaft drängt oder es - so es sich als reale oder scheinbare Gefahr besondert - vernichten will. Gesellschaft wird deshalb ab einem bestimmten Zeitpunkt immer chauvinistisch, rassistisch, antisemitisch etc..
Gesellschaft besteht immer aus Individuen im Naturzustand. Sie ist insofern nie homogen. Alle Bestrebungen ein System "Gesellschaft" persistent homogen zu gestalten sind bisher gescheitert. Das Bestreben - insbesondere auch der Soziologie - die Differenzierung der sozialen Systeme voranzutreiben, lässt keinem Terminus "Gesellschaft" zu und arbeitet der Bildung eines Terminus "Gesellschaft" zuwider.

Gegenwärtig befinden wir uns wohl in Dürkheims "Anomie". Und die gegenwärtigen Zeichen "unserer Gesellschaft" sind die einer Agonie. ;)

An mindestens zwei Stellen im Buch wird der "gesunde Menschenverstand" bemüht. Was meint Mau damit?

Vielleicht kann die Landeszentrale meinen Kommentar an Herrn Mau weiterleiten und ich bekomme Antwort auf meine Fragen.

Mit freundlichen Grüßen

Das Interesse an der Veranstaltung mit Soziologieprofessor Steffen Mau war groß, rund 100 Interessierte wollten seine wissenschaftlichen Ergebnisse zum Zustand unserer Gesellschaft hören.

In der Veranstaltung "Triggerpunkte" mit Stefan Mau
© BLPB

Mau stellte zunächst fest, dass unsere Gesellschaft gar nicht so weit auseinanderliege und die oft behauptete Spaltung so nicht existiere. Es gebe aber Themen, über die sich die Menschen aufregten, die so genannten „Triggerpunkte“. Als konkrete Beispiele nannte er mehrere Konfliktfelder, wie beispielsweise die Waffenlieferungen an die Ukraine, die Corona Krise, die ökonomische Güterverteilung und das Bürgergeld. Daher könne man nicht von einer konfliktfreien Gesellschaft sprechen.

Mau geht indessen davon aus, dass über viele Themen grundlegende Einigkeit bestehe, im Einzelnen es in der Gesellschaft aber jeweils andere Zielvorstellungen gebe. So nehmen etwa 80 Prozent der Deutschen den Klimawandel als Bedrohung war, doch sie sind sich uneinig, wie man gegen den Klimawandel vorgehen sollte. Dasselbe gelte auch für die Kinderarmut. Die Gesellschaft sei sich darin einig, dass Kinderarmut bekämpft werden sollte, doch auch hier gebe es Zielkonflikte.

Steffen Mau und Sabine Schmidt-Peter in der Veranstaltung "Triggerpunkte"
© Karim Saab

Bei der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde ging es darum, was sich seit Erscheinen des Buches aus dem Jahr 2023 geändert habe, welche Rolle die Medien und Parteien sowie Politikerinnen und Politiker beim „Anheizen“ von „Triggerpunkten“ spielen und die Frage an einen selbst, was man selbst dazu beiträgt, „aufgeheizte“ Situationen zu entspannen. Steffen Mau wies darauf hin, dass sein Buch eine Momentaufnahme sei und sich in der Zwischenzeit eine größere Migrationsskepsis und Staatsskepsis entwickelt habe. Durch die Medien sei man zur Selbstpositionierung aufgefordert, denn die verschiedenen Medien würden alle (Trigger-)Positionen abbilden. Die Frage, was man selbst zur Spaltung zum Beispiel während der Corona-Pandemie beigetragen habe, sei ein Denkanstoß und bleibe offen.

Hörtipp: Ein Zusammenschnitt der Veranstaltung erscheint in Kürze in einer neuen Folge des Podcasts der Landeszentrale „Was ist das los? Über Politik und Gesellschaft“. 

Vanessa Lerch, Studierende im Praktikum

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