
Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch – behindert oder nicht behindert – selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Dieses Ziel scheitert oft an den Strukturen in unserem Alltag, an den Einstellungen Einzelner und mangelnder Unterstützung der Politik.
Minka Wolters hat viele Betroffene, Menschen aus ihrem Umfeld und Fachleute befragt. Sie alle erzählen von ihren Erfahrungen mit Inklusion im Kindergarten, in der Schule, an der Universität und am Arbeitsplatz und von den täglichen Herausforderungen mit Behörden, dem allgemeinen Umfeld, mit dem Partner und mit den Geschwistern.
Es geht um Wut, um Verzweiflung und um die große Freude über winzige Erfolge. Die Ehrlichkeit der Interviewten bei der Schilderung ihres Alltags ist erfrischend und liefert neue Impulse – für mehr Toleranz und ein vielfältiges gemeinsames Miteinander.
Gast: Minka Wolters, Autorin
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Kommentare
KommentierenDanke für den Hinweis
Lieber Christian,
ein sehr wichtiger Hinweis von Dir, vielen Dank dafür. Ich habe die betreffende Passage jetzt auch umgehend geändert und werde in Zukunft versuchen, bedächtiger zu formulieren.
Viele Grüße zurück aus der Landeszentrale
Buchlesung zum Thema Inklusion
Hallo Lina,
netter Artikel über den interessanten Abend. Habe ihn leider erst jetzt entdeckt und gelesen.
Aber wir sind nicht an den Rollstuhl "gebunden" oder "gefesselt".Er dient uns lediglich als (notwendiges) Hilfsmittel bei der Bewältigung des Alltages.
Grüße aus Neuruppin
Deutschland - ein inklusives Entwicklungsland
Im kleinen Rahmen stellte die Autorin Minka Wolters gestern Abend in der Landeszentrale ihr Buch zum Thema Inklusion vor. Mit dabei waren normale Zuhörer und eben auch besonders normale Zuhörer, wie die Autorin Menschen mit Behinderung in ihrem Buch beschreibt. Wolters konzentrierte sich bei ihrer Lesung auf die Bereiche des inklusiven Lebens im Kindesalter und während der Schulzeit. Wo Inklusion mal scheitert oder wo sie eben auch selbstverständlich ist, das berichten Eltern eines Frühchens, eine Schülerin mit Bewegungsstörung oder ein engagierter Lehrer, der selber größtenteils im Rollstuhl sitzt, in den ausgewählten Kapiteln.
Gleich die erste Frage an die Autorin nach der Lesung löste vor allem eine hitzige Debatte im Publikum aus. Den Unterschied zwischen Integration und Inklusion, das sieht eben jeder ein wenig anders. Einig sind sich aber alle in der Auffassung, dass der Inklusionsgedanke keine Frage mehr sein dürfe, sondern nur in eine Richtung gehen könne, nämlich nach vorne. Viel zu oft wird das im Alltag aber noch in Frage gestellt, wie zwei Neuruppiner, die ihren Alltag mit einem Rollstuhl bewältigen, beschreiben. Auch die vielen Behördengänge sind eine Last, zu mal man im Vorhinein erstmal deren Zuständigkeit geprüft werden müsse. „Es gibt Eltern, die bekommen eine Zuwendung für ihr behindertes Kind für ganze drei Monate. Nach dem Bescheid für die Zuwendung können sie dann gleich den nächsten Antrag stellen.“, berichtet ein Zuhörer aus dem Süden Brandenburgs. Das deckt sich mit den Aussagen einer Akteurin in Wolters Buch. Diese meint, dass die Regierung ein Gesetz erlassen hat ohne richtiges Konzept. Deutschland hat in Sachen Inklusion eben noch viel nachzuholen. Sei es im inklusiven Schulleben, der individuellen Förderung oder im einfachen Alltag. Im internationalen Vergleich liegt das Land da weit zurück. In Kanada oder Italien hat sich der Inklusionsgedanke schon lange verselbstständigt, wie die Autorin und die Neuruppiner erzählen. Deutschland sei in dieser Hinsicht eben, so beschreibt es ein Zuhörer, ein Entwicklungsland. Auf diese Aussage folgte nur eine Resonanz im Publikum, kollektives Kopfnicken.
Zwar wirkte die Anzahl der Zuschauer auf mich zunächst gering. Jedoch hätte man sich kaum ein besseres Publikum für den Abend wünschen können, wie sich während der Diskussion herausstellte. Jede und jeder besaß eben eine andere und eigene Sicht auf die Dinge, deren Ausführung die gesamten Gäste interessiert verfolgten. Und so rate ich jedem, der das nächste mal beim Thema Inklusion überlegt, ob sich ein Besuch so einer Veranstaltung lohnt, obwohl einen diese „Sache“ nicht betrifft: Sie sind auch ein Akteur der Inklusion, denn sie passiert jetzt in diesem Moment und jeder ist ein Teil davon und kann erzählen.
Lina Dingler
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