Nach der Wahl ist vor dem Skandal

Als Realsatire bezeichnet man ein Geschehen, das bei objektiver Betrachtung satirische Züge trägt. Bedürfte es dazu eines illustrierenden Beispiels, genügte es den Blick nach Brandenburg zu richten, genauer gesagt: auf die märkische Alternative für Deutschland (AfD).

Eigentlich war ich in der sicheren Erwartung, dass es nach dem eindrucksvollen Erfolg der AfD bei der Landtagswahl ruhiger um Alexander Gauland und seine Parteigenossen zugehen würde. Hatten doch schließlich SPD, CDU und Co. Koalitionsgespräche mit dem Newcomer der Politikszene ausgeschlossen, galt es nun lediglich den Platz in der Opposition einzunehmen. Doch wie schon in ihrem Wahlkampf vermag es die AfD auch jetzt wieder von sich Reden zu machen – in diesem Fall doch eher ungewollt.

Elf Sitze hat die AfD entsprechend ihres Stimmanteils zu besetzen. Keine einfache Aufgabe wie sich zeigt. Mit dem letzten Listenplatz sollte Stefan Hein in die Riege der Landtagsabgeordneten aufsteigen – doch Halt! An dieser Stelle beginnt die Satire:

Noch vor Beginn der neuen Wahlperiode sollte  dieser Kandidat seinen Hut nehmen müssen. Der Grund: Interna hatte er an das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ weitergeleitet. Angeblich habe Gauland den Versuch unternehmen wollen, vier Abgeordnete mit einer Vergangenheit im rechten Milieu aus der Partei zu drängen. Die Ironie: Nicht etwa bestreitet der Fraktionsvorsitzende Gauland den braunen Hintergrund der Parteimitglieder, sondern lediglich leugnet er die Bemühung eben jene AfDler abstoßen zu wollen. Eine Posse!

Vergeblich wie einst Don Quijote hatte sich dabei doch der AfD-Gründer Bernd Lucke in etlichen Talkshows und Interviews bemüht, das rechtspopulistische Image der Partei zu widerlegen. Die Partei spricht offenkundig für sich selbst.
Doch nicht genug, der Satire zweiter Akt folgt:

Insbesondere der Nachrücker für den in Ungnade gefallenen Landtagsabgeordneten Hein erweist sich als Fiasko für die Alternative für Deutschland in Brandenburg. Jan-Ulrich Weiß war im Landtagswahlkampf Direktkandidat für den Wahlkreis Templin in der Uckermark und stand auf Platz 12 der AfD-Landesliste. Und wieder sickert der braune Grund der AfD nach oben: Auf der Facebook-Seite des designierten Landtagsabgeordneten postete eben dieser antisemitische Karikaturen und bezeichnete das NSU-Gerichtsverfahren als „Schauprozess“ – aber man habe natürlich nichts über seine Haltung gewusst, so der Fraktionsvorsitzende Gauland. Der Fraktions- und Parteiausschluss wurde dann auch umgehend beschlossen, aber: Weiß beharrt auf sein Mandat und will als Fraktionsloser im Landtag auftreten. So wurden aus den elf Sitzen der AfD dann plötzlich nur noch zehn im Landtag.

Man hätte sich die Dekonstruktion einer Partei nicht besser ausdenken können – Realsatire eben. Doch wie es mit der Satire so ist: Im Kern beschreibt sie bei aller Komik trotzdem einen Missstand. Dem ein oder anderen AfD-Protestwähler wird nun sicher auch das Lachen vergangen sein.

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Kommentare

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Als ob Deutschland unter der den derzeit regierenden Partein keine anderen Sorgen hätte, als den innerparteilichen „Sortierungsprozess“ der AfD in den absoluten Vordergrund zu rücken, entlarven sich, die hier federführenden Propagandisten der herrschenden Elite wieder einmal selbst.

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