Märkischer Heimatschutz

Der Märkische Heimatschutz (MHS) war ein vereinsähnliches Kameradschaftsnetzwerk, das zwischen 2001 und 2006 vor allem im Norden und Osten Brandenburgs aktiv war. Zur Zeit des ersten NPD-Verbotsverfahrens gegründet, sollte das Netzwerk eine Alternative für die Zeit nach einem Verbot der NPD bieten. Der MHS zeigt exemplarisch die Entwicklung weg von festen Organisationsstrukturen wie Parteien hin zu Netzwerken ohne erkennbare Organisation, die schwer aufzulösen sind. Die Kameradschaft verfügte über circa 50 Mitglieder und fünf regionale Sektionen, war aber auch überregional tätig.

 

Neonazistisches Netzwerk

Weit verzeigtes Kontakt-Netzwerk: Bei den Kameradschaften wird - im Gegensatz zur zentralistischen NPD - eher lose kooperiert. Persönliche Bekanntschaften und Koordinierungsstellen bestimmen die Szenerie. Quelle: Inforiot

Vorsitzender war Gordon Reinholz, ein ehemaliger NPD-Funktionär, gegen den wegen Verdacht auf Bildung einer kriminellen Vereinigung und gefährlicher Körperverletzung ermittelt wurde. Die Mitglieder des MHS nahmen an zahlreichen Demonstrationen und Mahnwachen teil, verteilten rechtsextreme Schriften an Infoständen und beteiligten sich an der Organisation der Neonazi-Gedenkmärsche in Halbe.

Der MHS griff neben traditionell rechter Ideologie wie Antisemitismus, Rassismus und Verherrlichung des Nationalsozialismus auch links besetzte Themen wie Irakkrieg und Sozialpolitik auf und bediente sich damit der Taktik der „Querfront“. Gleichzeitig betrieb der MHS eine Anti-Antifa-Politik und verübte Angriffe auf antirassistische Initiativen. Seine Eigenpublikation erreichte 2004 eine Auflage von 10.000 Stück. Mitglieder des MHS, viele auch NPD-Mitglieder, wurden wegen Körperverletzung, Brandstiftung und Sachbeschädigung verurteilt. Bei Hausdurchsuchungen fand man Waffen und Anleitungen zum Bombenbau, außerdem sammelten sie gezielt Daten und Adressen von linken Aktivisten. Im Jahr 2006 löst sich der MHS mit der Begründung offiziell auf, dass man sich „von alten Strukturen lösen“ und „einen anderen politischen Weg“ beschreiten wolle. Die Aktivisten wollen künftig „den parlamentarischen Weg [...] gehen“.

Vieles deutet [...] darauf hin, dass die Grenzen zwischen den NPD Strukturen und der neonazistischen Szene aufweichen und dass [...] durch die Kameradschaftsszene geprägte Akteure eine andere Dynamik in diesen Prozess hineintragen. Die JN-Stützpunkte [Junge Nationaldemokraten] in Oberhavel und Oranienburg werden [...] im Wesentlichen von ehemaligen Mitgliedern der aufgelösten MHS-Strukturen betrieben.“
Verfassungsschutzbericht Brandenburg 2007

kb, Oktober 2012

Quellen:

  • http://www.parldok.brandenburg.de/parladoku/w4/drs/ab_0600/684.pdf
  • Grafik: http://www.inforiot.de/material/mhs.pdf S. 11

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