Der ländliche Raum hat die Strukturen, um gut arbeiten zu können, meint Grit Körmer, Regionalmanagerin des LAG Märkische Seen e. V. Die Frage lautet jedoch: Wie ernst nimmt man die Menschen dort und wie sehr werden sie in Prozesse eingebunden?
Wo steht Brandenburg heute?
Brandenburg hat sich gut entwickelt und Brandenburg hat ein gutes Standing. Wir haben Jahrzehnte gehabt, wo die Entwicklung in Brandenburg auf die Städte fokussiert war. In den letzten zwei, drei Jahren hat sich durch die Arbeit der Enquete-Kommission zur Zukunft des ländlichen Raums sehr viel geändert. Der neue Koalitionsvertrag spiegelt das auf jeden Fall wider. Ich glaube, das ist etwas, wie Brandenburg wahrgenommen wird: als grüner, lebendiger Raum.
Was wird sich bis 2050 verändern?
Ich denke, wir stehen am Anfang des Ausschöpfens unserer Potenziale. Brandenburg wird stark geprägt werden durch den Siedlungsdruck aus Berlin. Gerade durch die jungen Menschen, die jetzt in den ländlichen Raum gehen und sagen: „Ich habe Lust auf Landwirtschaft" und vielleicht auch auf Landwirtschaft, die kleinteiliger ist. Die bringen eine unwahrscheinliche Lust auf Handwerk mit.
Das merkt man an vielen schönen Projekten, die ja auch in der Markthalle Neun zu sehen sind oder die jetzt gerade die Regionalwert AG Berlin-Brandenburg unterstützt. Da tut sich gerade etwas und ich glaube, das kann eine gute Chance für unsere Familienbetriebe im ländlichen Raum sein.
Was müssen wir heute tun, damit wir auch in 30 Jahren gut in Brandenburg leben können?
Es gibt das Netzwerk Zukunftsorte. Wir haben da sehr spannende Diskussionen geführt und ich glaube, es ist einfach eine Lernaufgabe, dass wir diese Interessensvertretung der Menschen im ländlichen Raum noch stärker ausbauen, dass die Menschen auch die Potenziale sehen, die es bringt, wenn Dörfer sich vernetzen und austauschen, wenn gute Praxis geteilt wird.
Die typische Bauernfamilie, die gibt es in Brandenburg nicht mehr. Das ist immer ein bisschen die Sehnsucht oder das Idyll, das die Städter in den ländlichen Raum mitbringen aus diesen Freitagabendfilmen. Ich glaube, da brauchen wir gute Übersetzungsmodelle für eine unterschiedliche Sprache, die wir haben...
Ich denke, die Schulen und die Kommunen haben teilweise schon einen großen Investitionsstau. Wir müssen aber auch schauen, dass wir stärker in die Prozesse investieren. Der ländliche Raum hat die Strukturen, um gut arbeiten zu können. Die Frage ist, wie ernst man uns nimmt und wie sehr man uns auch in Prozesse miteinbindet.
Wenn wir da Brandenburg stärker als Gemeinschaft denken, als Gemeinschaftsaufgabe, dann haben wir eine wirkliche Chance. Ich glaube, das ist die Aufgabe für die Zukunft.
Anm. d. Red.: Für die schriftliche Form wurden die Antworten redaktionell bearbeitet. Es gilt das gesprochene Wort. Den vollständigen Wortlaut hören Sie im Videoclip:
BLPB, November 2020
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