Reformationstag

Die evangelischen Christen feiern am 31. Oktober das Reformationsfest. An diesem Tag, am Vorabend des Allerheiligenfestes, hatte Martin Luther im Jahre 1517 seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasshandels der katholischen Kirche veröffentlicht, bei dem Gläubige sich gegen Geld von ihren Sünden frei kaufen konnten. Die Öffentlichmachung der Thesen gilt als Beginn der Reformation in Deutschland.

Martin Luther hatte seine Thesen zuvor in Briefform mehreren geistlichen Würdenträgern und Bischöfen des Reiches zugesandt. Als die Bischöfe nicht reagierten, soll er die 95 Thesen an die Schlosskirche Wittenbergs (heute Sachsen-Anhalt) angeschlagen haben.

Seine Forderungen nach einer Reformierung der (westlichen) Kirche lösten eine weltweite Bewegung aus, die Menschen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und Amerika nachhaltig beeinflusste. Die Reformation führte zur Gründung der protestantischen Kirchen und beendete die Vorherrschaft des Papstes. Sie prägte neben Kirche und Theologie auch Musik und Kunst, Wirtschaft und Soziales, Sprache und Recht, mit anderen Worten: auch die Gesellschaft, in der wir heute leben.

Der Kirchenreformator Martin Luther selbst steht heute unter scharfer Kritik. Der Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik etwa sieht in ihm den Begründer des deutschen Antisemitismus. Der Reformator habe in seinen Schriften gefordert, was die Nazis umgesetzt hätten: Synagogen in Brand gesetzt, Häuser geplündert und Juden ermordet. Kirchenhistoriker warnen indessen davor, eine direkte Parallele aus der Geschichte bis in die Gegenwart zu ziehen. Judenhass sei in früheren Jahrhunderten immer Teil des Christentums gewesen.*

Die Frage, ob der Reformationstag ein Feiertag ist oder nicht, ist in Deutschland unterschiedlich geregelt. In Brandenburg ist der 31. Oktober seit der Wiedervereinigung gesetzlicher Feiertag. Doch viele bringen den freien Tag ohnehin nicht mit Martin Luther in Verbindung, sondern feiern ihn als Halloween mit allerlei Lärm, Verkleidungen und vielen Kürbissen.

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BLPB, Oktober 2013 (aktulisiert August 2016)

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In meinem Dorf freuen sich alle, dass sie am Montag nach Berlin zum Einkaufen fahren können. Das wird ja im nächsten Jahr nicht mehr so sein, wie ich bei Ihnen lesen konnte. Da müssen dann alle am 31. Oktober über Martin Luther nachdenken. Aber was hat mir die Reformation eigentlich heute zu sagen, was hat sie mit mir zu tun. Ich habe mit Religion wirklich wenig am Hut, aber geschichtlich interessiert mich das dann schon.

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