Kontinent des Friedens

Sie habe geholfen, aus einem Kontinent des Krieges einen Kontinent des Friedens zu machen, erklärte das Nobelkomitee in Oslo. Die Freude über die Ehrung hält sich in Grenzen – vor allem in Europa.

Eine riesige EU-Flagge wird vor dem Europäischen Parlament in Brüssel ausgerollt
Eine riesige EU-Flagge wird vor dem Europäischen Parlament in Brüssel ausgerollt.
Foto: Europäisches Parlament

Eine Überraschung -  das war die Entscheidung für die meisten: der Friedensnobelpreis 2012 geht an die Europäische Union für ihre Verdienste um Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte. Eine Ehre für 500 Millionen EU-Bürger, so heißt es aus Brüssel.

Pro und Kontra

Nobelpreis absolut angemessen 
Der Preis lenkt den Blick auf die EU weg vom aktuellen Krisen-Hick-Hack hin zur historischen Leistung der Europäer, meint der Politologe und Historiker Werner Weidenfeld.

Hat die EU den Friedensnobelpreis verdient?
Amnesty International zieht eine gemischte Bilanz.

Doch deren Reaktionen sind bemerkenswert kritisch. Ob zufällig auf der Straße von Fernsehteams befragt oder in Foren im Internet. Euphorie gibt es nirgendwo. Es scheint, als ob die 500 Millionen EU-Bürger nicht „wir“ denken, sondern erstaunt auf „die da“ schauen.

Tatsächlich scheinen die EU und ihre Bürger weiter voneinander entfernt als je zuvor. Gingen Ende der 70er-Jahre noch 63 Prozent der Europäer zu Europawahlen, so waren es 2009 nur 43 Prozent. Europa fehlt ein Gesicht, das für die Europäische Union steht und das in allen 27 Mitgliedsstaaten jeder kennt, heißt es etwa im Deutschlandfunk.

Auch in den Medien außerhalb Deutschlands sind kritische Stimmen gegenwärtig deutlich zu hören. So meint der rumänische Historiker Ovidiu Pecican: „Anstatt ihr einen Nobelpreis zu verleihen, sollte man die EU vielmehr auf die Diskriminierungen aufmerksam machen, die sie toleriert. Denn was zählt, ist nicht, dass die EU Preise gewinnt, sondern das Vertrauen ihrer Bürger." 

Das stimmt sicher und dennoch kann der Preis auch als Mutmacher gewertet werden. Als Aufruf, den Prozess der europäischen Einigung fortzusetzen, trotz der Krise, in der er gegenwärtig steckt.

Denn jetzt wäre die Zeit gekommen innezuhalten und zu sagen: Dieses Europa kann eigentlich auch ein wunderbares Gebilde sein."
Kölner Stadtanzeiger* 

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Die Reaktionen der Europäer auf den Friedensnobelpreis sind gespalten. Auf dem Sozialnetzwerk Twitter häufen sich Lob, Kritik und entscheidende Fragen. Wer bekommt das Preisgeld? Wer wird die Auszeichnung abholen? Und vor allem, hat die EU den Preis überhaupt verdient?


Landeszentrale, Oktober 2012

Linktipps

  • Kleine Abrechnung mit der EU

    „Lasst uns in Frieden!“, denken sich die meisten EU-Bürger angesichts der Nobel'schen Preisverleihung. Die nämlich trifft die Europäische Union mitten in ihrer bisher schwersten Krise (Cicero, 12.12.12)

  • Die Angst vor dem Bürger

    Die EU, wie wir sie heute kennen, entstand in Hinterzimmern und unter Regierungsvertretern. Eine neue Union, die breite Unterstützung findet, wird nur durch eine eigene Debattenkultur entstehen, in Wahlen und Abstimmungen. Oder sie wird scheitern, sagt die Politologin Almut Möller. (Deutschlandradio, 17.10.12)

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Kommentare

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Vielleicht ist es ja gerade der kritische Blick, die nüchterne Herangehensweise, DAS "fehlende" EINE Gesicht, was bei allen "Erfolgen" die Europäer davon abhält "überzuschnappen " ??? Ich finde das SEHR sympatisch! Die große Geste und patriotischer Pathos haben in der Geschichte Europas immer zu Krieg, Vernichtung und tiefem Leid geführt.

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