Die Brandenburger reden nicht viel, doch engagieren sich ehrenamtlich überall im Land. Sie wünschen sich mehr Geld in der Haushaltskasse und von der Politik tragfähige Zukunftspläne, wobei ihnen soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und gesellschaftlicher Zusammenhalt wichtig sind, ebenso wie privates Glück.
Leichte Sprache: In Brandenburg zusammen-leben
Zufrieden sind sie - die Menschen in Brandenburg. So steht es im ersten Brandenburg-Monitor von 2018. Vielleicht liegt es am privaten Glück. In keiner anderen Region Deutschlands leben so viele Paare wie hier, fast 61 Prozent der Bevölkerung. In anderen Bereichen geht noch was. Da wünscht sich der Brandenburger mehr: ein höheres Einkommen, größere soziale Gerechtigkeit, tragfähige Zukunftskonzepte für den Kohleausstieg und die Versorgung in einem älter werdenden Land.
Doch wer sind die Brandenburger? Sie selbst bezeichnen sich gern als Märker, in Anlehnung an den historischen Ursprung aus der Mark Brandenburg im Mittelalter. Die Vorfahren der heute hier Lebenden kommen aus vielen Regionen und vielen Berufen der Welt: wohlhabende Hugenotten aus Frankreich, Handwerker und Kaufleute aus den Niederlanden, russische Bauern.
Oft mussten sie die alte Heimat verlassen, weil Krieg war oder sie wegen ihrer Religion verfolgt wurden oder beides zusammenfiel. Andere wollten sich ein besseres Leben aufbauen. In Brandenburg fanden sie ein neues Zuhause. Die neuen Bewohner brachten Erfahrungen und Fähigkeiten mit, die heute noch vielfach in Brandenburg zu sehen sind.
Menschen in Brandenburg
Homo Brandenburgensis
Sich kurz zu fassen, ist ein wesentliches Prinzip eines brandenburgischen Gesprächs. Stilles Rackern, statt lautem Deklamieren. Brandenburger halten ihre Taten sowieso für die besten und sind überzeugt, dass alle anderen das auch so sehen.
In Brandenburg leben derzeit rund 2,5 Millionen Menschen. Die Brandenburgische Verfassung legt sehr genau fest, wer ein Brandenburger oder eine Brandenburgerin vor dem Gesetz ist: Jeder Mensch, der ständig - also dauerhaft - in Brandenburg wohnt, ist Brandenburger, heißt es dort.
Viele Brandenburger fühlen sich darüberhinaus ihrem Wohnort oder einer bestimmten Region in Brandenburg sehr verbunden und sehen sich selbst zuerst als Potsdamer oder Uckermärker. Je weiter weg sie sind, um so brandenburgischer wird die Seele, scheint es. So empfinden sich noch heute viele, die nach 1990 das Bundesland verlassen haben, um in den westdeutschen Ländern Arbeit und Ausbildung zu suchen, als Brandenburger. Ein umfangreiches staatliches Rückkehrer-Programm versucht seit einigen Jahren, diese Brandenburger wieder in ihre alte Heimat zu holen.
Menschen in Brandenburg
Das sorbische Volk
In Brandenburg liegt der Anteil der Sorben/Wenden an der Gesamtbevölkerung unter einem Prozent. Dennoch sind sie landesweit bekannt. Nicht zuletzt durch ihre reiche Folklore und Mythologie. Doch das ist nicht alles. Ein Blick auf eine quirlige Minderheit.
Eine Besonderheit der brandenburgischen Bevölkerung sind die Sorben/Wenden. Ihre Vorfahren gehörten vor 1.000 Jahren zu den ersten Menschen in Brandenburg. Heute leben rund 60.000 Sorben/Wenden vor allem im Süden von Brandenburg und im Bundesland Sachsen. Sie haben eine eigene Sprache und eine eigene Kultur. Viele Orte und Straßen im Süden von Brandenburg sind zweisprachig aufgeführt - mit sorbischen/wendischen und deutschen Namen.
Seit 2014 stehen die Traditionen der Sorben/Wenden in der deutschen UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes. In der Verfassung von Brandenburg sind die Sorben / Wenden als nationale Minderheit anerkannt und besonders geschützt.
Die meisten Brandenburgerinnen und Brandenburger wohnen in den Städten und Dörfern rund um Berlin. Der Frauenanteil ist geringfügig höher als der der Männer. Jeder dritte Brandenburger hat ein Ehrenamt. Viele helfen zum Beispiel Menschen, die neu nach Brandenburg kommen. Über die Brandenburger wird gesagt, sie sind am Anfang eher still. Wenn aber Hilfe nötig ist, helfen sie. Brandenburger sagen oft direkt, was sie denken. Sie möchten damit nicht unhöflich sein, es ist vielmehr eine Form von Ehrlichkeit. Trotzdem kann das Verhalten wie eine Ablehnung wirken. Es ist aber anders gemeint - Kritik wird als Hilfe angesehen und ist somit ein - zugegeben sehr spezielles - Angebot, miteinander ins Gespräch zu kommen.
BLPB, April 2019
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